Frag mich was!

Judith Sixel. Mit vollem Namen: Dr. Judith Irmgard Sixel, geborene Sandhöfer. Judith nach einer Romanfigur aus „Tiefer Süden“ von Gwen Bristow, Irmgard nach meiner Mutter, Sixel nach meinem Mann und Sandhöfer nach meinem Vater. Den Doktor (der Philosophie) bekam ich für meine linguistischen Forschungen zum Thema „Dialekt und subjektive Bewertung“ aus dem spannenden Bereich Sprache und Emotion.

Wie heißt du?

66. Meine Glückszahl!

Wie alt bist du?

Ich bin im Saarland geboren und in der Hüttenstadt Völklingen aufgewachsen, die heute mit dem Hüttenmuseum eine Sehenswürdigkeit des UNESCO-Weltkulturerbes birgt. Mein Großvater väterlicherseits war Hochöfner aus Leidenschaft und vererbte sein „Herz für die Hütt‘“ auch an seinen Sohn, meinen Vater. Die Ära Völklinger Hütte hat auch mich und mein Leben geprägt; ich habe sie in einer Biographie meines Vaters lebendig gehalten (Karl-Heinz Sandhöfer, Zeitvertreib. Die Saar, der Stahl, meine Familie und ich – Privatdruck, 303 Seiten, mit zahlreichen Bildern und historischen Textdokumenten, 30 €, bei Interesse gerne per Mail anfragen).

Woher stammst du?
Vertraust du Menschen?

Es gibt ungefähr eine Hand voll Menschen in meinem privaten Bereich, denen ich tatsächlich blind vertraue. Und ich könnte auf Anhieb eine Hand voll „große“ Persönlichkeiten nennen, denen ich kein Vertrauen entgegenbringe. Die anderen bewegen sich in dem Bereich dazwischen, immer mit der Möglichkeit, sich mehr dem Plus- oder Minuspol zuzuneigen.

Was ist dein größter Traum?

Dass die Menschen es schaffen, unseren wunderbaren Planeten in einen blühenden Garten zu verwandeln, in dem Weisheit und Empathie wichtigere Werte sind als Geld und Macht.

Was müsste passieren, dass du ein großes Vermögen an einen fremden Menschen verschenken würdest?

Dass ich ein großes Vermögen hätte! Das wird aber nicht passieren, weil ich alles, was ich nicht zum Leben brauche, gleich weitergebe für Zwecke, die mir sinnvoll erscheinen.

Worüber machst du dir viele Gedanken?

Über das, wovon ich schreibe.

In welchem Jahrhundert würdest du am liebsten leben?

Im Jahr 500 nach meiner Geburt. Am meisten würde mich interessieren, ob die Spezies Homo sapiens sapiens dann noch lebt und, wenn ja, wie sie mit den heutigen Problemen fertiggeworden ist.

Gibt es einen Sinn im Leben? Wenn ja, was ist deiner?

Von der Vielheit zur Einheit finden.

Deine Bücher sind ja thematisch äußerst vielfältig. Gibt es da einen Schwerpunkt oder roten Faden?

Der rote Faden ist mein Leben. Ich schreibe, um lebendig zu bleiben. Meine „freien“ Bücher (also nicht die Auftragsarbeiten und nicht die akademischen Sachen) bilden die Entwicklung ab, die mein Leben genommen hat: von meinem ersten Roman „Bussardland“ – dem Buch einer Befreiung aus familiären Prägungen und Abhängigkeiten – über jene Bücher, die noch stark im Zeichen meines christlichen Glaubens standen, bis hin zu den Verwandlungskrimis.

Welche Philosophie imponiert dir am meisten?

Die Lehren des Buddha, Siddhartha Gautama. Vor allem der Satz: „Triffst du Buddha unterwegs, töte ihn!“ Sprich: häng dich an keine noch so erleuchtet und weise wirkende Lehre an, sondern geh deinen Weg, denke deine Gedanken, mach deine Fehler, bekenne dich zu deinen Irrtümern und lerne daraus. Und: bleib offen für Verwandlungen, denn nichts ist fest, alles ist im Fluss.

Hast du ein gutes Leben?

Ja. Das Gute in meinem Leben ist, dass ich immer von innen heraus lebendig sein und das auch zum Ausdruck bringen konnte. Von Kind an bis heute. Das Lebensgefühl der Freiheit hat mich nie verlassen.

Wie hältst du es mit der Religion?

Die Institution Kirche habe ich nach Jahrzehnten aktiven Engagements verlassen, weil mich eine Kirchensteuerregelung traf, die mir ungerecht erscheint. Schon dass die Zugehörigkeit zu dieser Glaubensgemeinschaft sich allein an der Frage entscheidet, ob jemand Kirchensteuer zahlt oder nicht, wäre Grund genug, dieser Gemeinschaft fernzubleiben. Aber die christliche Geisteshaltung, viele Texte aus der Bibel, geistliche Lieder und Musik sind mir nach wie vor tief ins Herz geschrieben. Dasselbe gilt für Weisheitsworte aus anderen Schriften. Ich bin heute nicht mehr religiös suchend, aber offen für alles, was Seelenresonanz schafft.